Monday, April 18, 2005

Ein Naziladen im eigenen Kiez ?

Schlagen wir die Zeitung auf, werden wir in letzter Zeit immer öfter mit den Thema Neonazis konfrontiert. Der geplante Nazigroßaufmarsch am 8. Mai, die Wahlerfolge rechter Parteien und Verbote neonazistischer Kameradschaften sind allgegenwärtig. Nicht nur in den Medien, nein selbst vor der eigenen Haustür!
Auch im beschaulichen Stadtteil Weißensee von Berlin etabliert sich Stück für Stück die rechte Szene. Ein Beispiel dafür ist der seit 1. August 2003 existierende Laden "Nordic Thunder" in der Gustav-Adolf-Str. 155. Er ist einer von über zwölf Naziläden, die es mittlerweile in Berlin und Umgebung gibt. Damit hat diese Region weit aus mehr solcher Läden als das Bundesland Sachsen.
Diese Läden sind jedoch keine normalen Geschäfte, die irgend welche Kleidung und Musik vertreiben.
Gerade bei vorwiegend jungen Menschen schürt das Angebot von Naziläden den Hass auf Andersdenkende. Rechte Kleidung, Musik, Schmuck und vor allem die Entstehung gemeinsamer Kontakte zu anderen Neonazis sind es, welche den Zusammenhalt und das Selbstbewusstsein der lokalen Naziszene stärkt. Je stärker die Neonazis, desto größer die Gefahr für alle, die nicht in ihre zigarrenschachtelgroße Welt passen.

Wir sollten das nicht länger so hinnehmen.!

Mit diesem Flugblatt wollen wir deshalb über den Neonaziladen "Nordic Thunder" informieren.
Was ist "Nordic Thunder" und wer steckt dahinter?
Der Laden verkauft nach Polizeiangaben zwar rechte Marken, der Inhaber Mike Friedrich gehöre aber keinesfalls der Naziszene an. Das stimmt! Friedrich ist Mitglied der (nicht rechten) Rockergruppe "Born to be Wild", aber kein gefestigter Neonazi. Wohl aber der Hamburger Lars Georgi, der im Hintergrund dieses Ladens agiert, und sein weiteren Firmen ebenfalls durch Mittelsmänner betreiben lässt, wie eben auch in Weißensee. Georgi hat sich im Laufe der letzten Jahre ein regelrechtes Netzwerk aus verschiedenen Marken und Läden geschaffen. Er bedient sich hier der Unterstützung durch Rocker, Nazis und Hooligans.
Mit dem rechten V7-Versand, wird ihm auch das Label "Wotan Records" zugerechnet. Dieses Rechtsrocklabel vertreibt Neuauflagen indizierter CDs und hat bis jetzt über 50 CDs im Angebot. Zum Beispiel das Album von Ex-"Landser"-Sänger Michael Regener. Der bis vor kurzem in Weißensee ansässige Rechtsrocker Regener verbüßt seit diesem Frühling eine dreijährige Haftstrafe.
"Landser" wurde Ende 2003 wegen Gründung einer terroristischen Vereinigung verboten. Regener galt als Kopf jener Band, die mit Liedzeilen wie "Nigger, raus aus unserem Land" Kultstatus in ihrer erreichten. Außer mit Rechtsrock verdient Georgi sein Geld mit dem Verkauf rechter Textil-Marken, z.B. "Sport Frei" "H8 Wear" und "Pro Violence". Alle drei Marken richten sich an eine Mischszene aus Hooligans, Rockern und Nazis. Neben Georgis Marken sind weiterhin die rechten Klamotten-Labels "Wallhall" und "Thor Steinar" erhältlich. Weil das "Thor Steinar"-Logo Runen ehemaliger NS-Organisationen verwendete, musste es auf Gerichtsbeschluss im Nov. 2004 geändert werden. Ebenfalls im Angebot sind Messer, Teleskop-Schlagstöcke, Pfefferspray und germanischer Schmuck.
Der "Nordic Thunder" ist damit einer von vier Naziläden im Großbezirk Pankow. Die anderen Läden sind der "Harakiri" (Bornholmer Str. 93) im Prenzlauer Berg, sowie die Pankower Geschäfte "Firestarter" (Dietzgenstraße 57) und "Andycap" (Dietzgenstraße 94).

Nicht Wegschauen!

Ein Naziladen im eigenen Kiez... So weit, so schlecht. Nur was dagegen unternehmen? In erster Linie ist es wichtig, seine Mitmenschen darüber zu informieren, um was für ein Geschäft es sich hier handelt und was da verkauft wird. Dieses Flugblatt ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit. Gerade junge Menschen sind Zielgruppe von Läden, wie dem "Nordic Thunder". Da die Naziszene sich auch im Äußeren verändert hat, sind rechte Inhalte auf den ersten Blick nicht mehr zu entlarven. Nicht alle Eltern würden sofort erkennen, dass es sich bei dem "modern" gehaltenen Shirt-Aufdruck "Thor Steinar" um eine Nazimarke handelt.
Bekanntlich hat der Nationalsozialismus historisch einmalige Verbrechen an Menschen in der ganzen Welt begangen. Wieder üben Alt- und Neonazis den "Schulterschluss aller volkstreuen Deutschen". Die NPD, eine straff geführte Kaderpartei von ca. 6000 Mitgliedern, bekennt sich immer offener zum Nationalsozialismus. Militante Neonazi-Kameradschaften und rechte Parteien wie die NPD haben den Kampf um die Straße und Köpfe längst begonnen. Ihr erklärtes Ziel ist die Überwindung des "liberalkapitalistischen Systems und der Vasallenrepublik BRD". Nach der Eroberung der politischen Macht wollen sie das "Deutsche Reich" wiederherstellen.
Faschismus ist nicht nur eine Meinung, er ist ein historisch einmaliges Verbrechen, Neofaschismus birgt die Gefahr der Wiederholung dieses Verbrechens in sich. Die Warnung Pastor Niemöllers hat darum nichts an Aktualität verloren:
Als die Nazis die Kommunisten holten,
habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
habe ich geschwiegen;
ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten,
habe ich nicht protestiert;
ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie die Juden holten,
habe ich nicht protestiert;
ich war ja kein Jude.
Als sie mich holten,
gab es keinen mehr,

der protestieren konnte.

Wir rufen alle Anständigen und Zuständigen auf, alles zu tun, damit sich dies nicht wiederholt! Nutzen Sie die 60. Wiederkehr des Tages der Befreiung vom Faschismus, um gegen die Neonazis zu protestieren, bevor es wieder zu spät sein wird zu protestieren.

Schließt die Naziläden in unseren Kiezen!

Setzen auch Sie ein Zeichen! Kommen Sie bitte am 21.Mai 2005 zur Demonstration gegen die Naziläden "Nordic Thunder" und "Harakiri".
antifaschistische Demonstration: 21. Mai 2005 / 16 Uhr / Antonplatz / Weißensee / Berlin

Tram M4, M13, 12 bis Haltestelle Antonplatz

Netzwerk gegen Rassismus, Antisemitismus...
Mail/ Internet-Adresse.
Weitere Informationen zu Naziläden, rechten Bands und Kleidermarken:
www.we-will-rock-you.tk



Es folgen nun Informationen zu den Nazi-Marken:
"Wallhall"
Inhaber: Ingo Grönwald aus Weimar; seit Jahren in die thüringische und bundesweite rechtsradikale Szene verwickelt; betreibt in Thüringen drei Naziläden und einen Versand; wurde 2000 nach einer Razzia gegen seinen Versand wegen Volksverhetzung angeklagt. Mehrere Produkte indizierter Nazibands wurden beschlagnahmt.
"Sport Frei"
Inhaber: Bremer Hooligan-Anführer und Nazikader Henrik Ostendorf; ehem. Mitglied der verbotenen Nazigruppen "Nationale Front" (NF) und "Freiheitliche Arbeiterpartei" (FAP); arbeitet für die Parteizeitung ("Deutsche Stimme") und den "Bundesordnerdienst" der NPD; mehrfach verurteilt wegen Körperverletzung. à Marke von Lars Georgi
"Pro Violence"
Anmelder: Christoph Herpich, ein Magdeburger Hooligan; Markenanmeldung wegen Verwendung von "gewaltverherrlichenden Slogans" vom Deutschen Patentamt untersagt. Trotzdem wird sie in den Geschäften Georgies und im "Sport frei"-Internetshop vertrieben.
à Marke von Lars Georgi
"H8"-Wear
Inhaber: Lars Georgi. Die Wortschöpfung "H8"-Wear steht auf der einen Seite für "Hate-Wear", (Hassklamotten) und auf der anderen ist es nur eine einfältige Umformung der Zahl "88", ein Kürzel in der Naziszene für die Parole "Heil Hitler".
"Thor Steinar"
Inhaber: Axel Kopelke aus Königs Wusterhausen; nahm in der Vergangenheit u.a. bei völkischen Sonnenwendfeiern, einem Liederabend mit dem Nazi-Barden Frank Rennicke und einer NPD-Reichsgründungsfeier im Jahr 2000 in Friedersdorf teil. Logo musste wegen Verfassungswidrigkeit Nov. 2004 geändert werden.

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